Soziale Unterstützung als Gesundheitsfaktor: wie gesunde soziale Netzwerke Menschen und Organisationen stärken

Soziale Unterstützung gilt als einer der wichtigsten Faktoren in der Burnoutprävention und ist ein wesentlicher Baustein einer gesunden Work-Life-Balance, wie viele Studien in den letzten Jahren nachgewiesen haben. Laut Wikipedia ist soziale Unterstützung ‚eine Ressource, mit der durch die Beziehung zu anderen Personen zentrale psychosoziale Bedürfnisse wie Zuneigung, Anerkennung, Identität, Zugehörigkeit und Sicherheit sowie instrumentelle Bedürfnisse wie Informationsbedarf, praktischer und materieller Hilfebedarf befriedigt werden‘. Beispiele solcher Ressourcen sind das persönliche Netzwerk von Freunden, Verwandten und Kollegen oder die Beziehung zum Partner. Das Prinzip der sozialen Unterstützung spielt auch in der salutogenetischen Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle und basiert, so der Kölner Psychologe Prof. Dr. Jörg Fengler, auf der Nutzung von Personen und Kräften, die in der Umgebung eines Menschen mit dafür verantwortlich sind, dass er sein Leben bei guter seelischer Gesundheit führen kann (Fengler 1991:2000). Der Sozialpsychologe und Burnout-Experte Elliot Aronson beschreibt es so, dass der Mensch durch soziale Unterstützung ‚eine Botschaft empfängt, die ihm das Gefühl verleiht, daß er beachtet und geliebt, geschätzt und für einen wertvollen Menschen gehalten wird und daß er an einem Netzwerk von Kommunikation und gegenseitiger Verpflichtung teilhat‘ (Aronson et al. 1983:144).
(Bild: DAK)

(Bild: DAK)

Der Gesundheitspsychologe Prof.Dr. Gert Kaluza unterscheidet in seinem Standardwerk ‚Stressbewältigung‚ folgende Arten der Sozialen Unterstützung. Dabei erfüllen die verschiedenen Quellen sozialer Unterstützung wie Partner, Freunde, Kollegen oder Nachbarn oft auch unterschiedliche Unterstützungsfunktionen:
  • Informationelle Unterstützung: Hilfe bei der Lösung von Problemen, das Teilen hilfreicher Informationen oder persönliches Feedback
  • Instrumentelle Unterstützung: Praktische Hilfen im Alltag durch die Erledigung praktischer Aufgaben oder das Teilen materieller Ressourcen
  • Emotionale Unterstützung: Gemeinsames Erleben von positiven Gefühlen oder auch das Teilen von schwierigen Gefühlen, gegenseitige Stärkung, Ermutigung oder Zuneigung
  • Geistige Unterstützung: Das Teilen von gewissen Lebensvorstellungen, Werten und Normen, wie in einer religiösen oder politischen Gemeinschaft oder einer Gesellschaftsgruppe.
Der Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer erklärt die Wirkung sozialer Unterstützung in ‚Prinzip Menschlichkeit‚ damit, dass menschliches Handeln nach neueren neurowissenschaftlichen Erkenntnissen vor allem durch das Streben nach Zuwendung und Wertschätzung motiviert ist. Nicht Kampf, sondern vielmehr Kooperation ist demnach angesagt beim ‚Überleben‘ in der heutigen Arbeitsgesellschaft. Die damit einhergehenden Werte und Verhaltensweisen sind nicht nur gut für die individuelle menschliche Gesundheit, so der Benediktiner-Pater Anselm Grün, sie fördern auch die Produktivität und Innovationskraft in Organisationen und begünstigen damit eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Es lohnt sich also an gesunden sozialen Netzwerken zu arbeiten, nicht nur aus individueller Sicht, sondern auch aus der Perspektive der betrieblichen Gesundheitsförderung. Denn Organisationen mit einem gesunden sozialen Klima gelten gemeinhin als erfolgreicher, schon alleine deshalb, weil Menschen dort einfach gerne arbeiten und eher Sinn in ihrer Arbeit empfinden. In unseren Coachings und Seminaren zum Thema Work-Life-Balance, Stressbewältigung und Resilienz wird u.a. versucht, ein Bewusstsein für die gesundheitliche Ressource der sozialen Unterstützung zu schaffen und dazu animiert, möglichst aktiv ein auf die eigenen Werte, Lebens- und Arbeitsbedingungen abgestimmtes soziales Unterstützungssystem zu entwickeln.  Dabei können zum Beispiel folgende Fragen gestellt werden: Was sind die Stärken meines sozialen Netzes? Was bedeuten mir meine Freunde und Verwandte, mein Partner, meine Kinder, meine Kollegen, auch in Bezug auf meine Gesundheit? Wie kann ich mein privates und berufliches Netzwerk pflegen und stärken? Welche Strategien könnte ich entwickeln, um private und berufliche Lebensbereiche besser miteinander zu vereinbaren?

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