Zuversichtlich schwimmen im Fluss – Experte für die eigene Gesundheit sein
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Der Fokus im Konzept der Salutogenese auf Ressourcen der Gesundheit und das Gesundheitsverständnis der WHO als ganzheitliches Wohlbefinden verändern auch die Rolle von Menschen in ihrem eigenen Gesundheitsprozess. Denn aus diesem Blickwinkel ist jeder Mensch zunächst ein Gesundheitsexperte für sich selbst: ‚Jeder kann im Normalfall am besten für sich selbst sagen, ob er sich gesund oder krank fühlt, wie stimmig er im Leben steht oder ob mit ihm gerade etwas ’nicht stimmt‘. Die meisten Menschen wissen im Grunde sehr gut, was ihnen guttut und was nicht‘ (Theodor Dierk Petzold in ‚Gesundheit ist ansteckend – Praxisbuch Salutogenese‘).
Der Begründer der Salutogenese, der israelische Arzt Aaron Antonovsky, betrachtete Menschen als Schwimmer im eigenen Lebensfluss: „…meine fundamentale philosophische Annahme ist, daß der Fluß der Strom des Lebens ist. Niemand geht sicher am Ufer entlang. Darüber hinaus ist für mich klar, daß ein Großteil des Flusses sowohl im wörtlichen als auch im über- tragenen Sinn verschmutzt ist. Es gibt Gabelungen im Fluß, die zu leichten Strömungen oder in gefährliche Stromschnellen und Strudel führen. Meine Arbeit ist der Auseinandersetzung mit folgender Frage gewidmet: ‚Wie wird man, wo immer man sich in dem Fluß befindet, dessen Natur von historischen, soziokulturellen und physikalischen Umweltbedingungen bestimmt wird, ein guter Schwimmer?’“ (Aaron Antonovsky in: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen 1997).
Grundlage individueller Gesundheitskompetenz ist nach Antonovsky ein sogenanntes Kohärenzgefühl, das auf den 3 Faktoren Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit basiert. Die Metapher des guten Schwimmers mit dem ‚kohärenten Lebensgefühl‘ wird von den Psychologen Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel und Dr. Regine Strittmatter in Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese – Diskussionsstand und Stellenwert (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln 2001) weiter ausgeführt: ‚Menschen mit viel Kohärenzgefühl kommen – grob gesprochen – im Leben gut zurecht. Sie sind, um bei Antonovskys Flussmetapher zu bleiben, „gute Schwimmer“. Sie fühlen sich ihren Problemen und Herausforderungen gewachsen, finden sich in ihrer Welt zurecht und sehen in ihrem Leben einen Sinn.‘
Bengel und Strittmatter sehen einen Zusammenhang der Salutogenese mit dem sogenannten Modell der Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura, ‚dessen Grundgedanke ist, dass das Verhalten von Personen davon bestimmt wird, welche Effizienz und welche Ergebnisse sie von ihrem Verhalten erwarten. Es reicht zumeist nicht aus, sich ein positives Ergebnis in Aussicht zu stellen. Entscheidend ist die Überzeugung, dass man den Weg zu diesem Ergebnis auch schaffen kann, also nicht nur das Ziel, sondern auch ein bestimmtes Verhalten oder eine Leistung in Reichweite liegt. Je häufiger es jemandem gelingt, eine Situation erfolgreich zu bewältigen, desto stärker wird diese „Selbstwirksamkeitserwartung“ entwickelt.‘
Laut Bengel und Strittmatter ist diese Selbstwirksamkeitserwartung nachweislich ‚eine Bedingung dafür, dass Menschen zu präventivem Gesundheitsverhalten bereit sind. Selbstwirksamkeitserwartungen können also Gesundheitsverhaltensweisen und damit auch potentiell Gesundheit beeinflussen.‘ Die Idee, Menschen zu guten Schwimmern in einem Fluss voller Gefahren zu machen, scheint laut der beiden Forscher ‚eine Konstante im Nachdenken über Gesundheit zu sein. Gesundheitsförderer müssen Schwimmlehrer und nicht Rettungsschwimmer sein.‘ Wichtig ist demnach besonders die Stärkung individueller Lebenskompetenz.
In meinen Coachings und Seminaren zu den Themen Work-Life-Balance, Resilienz oder Stressbewältigung steht ebenfalls die Förderung persönlicher Gesundheits- und Lebenskompetenz im Vordergrund. Dabei versuche ich, meinen Klienten und Seminarteilnehmern das Schwimmen im Fluss noch besser beizubringen, als sie es ohnehin meistens schon können. Und nebenbei, dass Schwimmen im Fluss auch eine schöne Herausforderung sein kann.