Oftmals verbergen sich hinter persönlichen Konflikten zwischen Kollegen und/oder Vorgesetzten strukturelle Probleme des Unternehmens, zum Beispiel durch unklare Organisation oder Zuständigkeiten, häufige Personalwechsel oder generelle Unruhe/Unfriede. Diese sollten natürlich seitens der Führung auf den Grund gegangen werden. Dennoch lohnt es sich für Beteiligte an Konflikten immer auch, eventuelle eigene Anteile am Konfliktgeschehen zu betrachten.
Beispiele von Ursachen & Hintergründe auf der persönlichen Ebene für Konflikte mit Eskalations- und Mobbingpotenzial sind laut Meschkutat u. Stackelbeck eine unterschiedliche Einstellung zur Arbeit (Detailverliebter <> Pragmatikerin, Streber <> Minimalistin, Schnelldenkerin <> Langsamdenker), ein unterschiedlicher Umgang mit Veränderungen (Bewahrer <> Erneuerer, Kreativer Inputgeber <> Störer bewährter Strukturen) oder auch unterschiedliche Enge der Zusammenarbeit (Einzelkämpfer <> Teamplayerin). Wenn Kollegen sich ihrer unterschiedlicher Veranlagung bewusst sind, ist schon viel gewonnen. Eine Möglichkeit damit umzugehen, ist ein humorvolles Schmunzeln über die eigenen Veranlagungen (und kleinen Macken) und die der Kollegen. Daneben ist es wichtig, offen über unterschiedliche Arbeitsweisen und Einstellungen zu kommunizieren.
Kommunikation ist alles: offen miteinander reden und einander zuhören
Wir sind wie eingesponnen in Kommunikation und man kann nicht nicht kommunizieren, war die Erkenntnis des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick. Ein verbreitetes Modell zur Analyse zwischenmenschlicher Kommunikation ist das 4-Seiten-Modell von Schulz von Thun.
Hilfe zur Analyse zwischenmenschlicher Kommunikation: Das 4-Seiten-Modell von Schulz von Thun
Ein Ziel dieses Modells ist est, zwischenmenschliche Kommunikation zu beobachten, zu beschreiben und zu modellieren. Nach Schulz von Thun können menschliche Äußerungen aus vier verschiedenen Richtungen angesehen und unter vier verschiedenen Annahmen gedeutet werden – diese Ebenen sind in diesem Modell die Seiten einer Nachricht:
Auf die Sache bezogen: die beschriebene Sache („Sachinhalt“, „Worüber ich informiere“)
Auf den Sprecher bezogen: dasjenige, was anhand der Nachricht über den Sprecher deutlich wird („Selbstoffenbarung“, „Was ich von mir selbst kundgebe“)
Auf die Beziehung bezogen: was an der Art der Nachricht über die Beziehung offenbart wird („Beziehung“, „Was ich von dir halte oder wie wir zueinander stehen“)
Auf die beabsichtigte Wirkung bezogen: dasjenige, zu dem der Empfänger veranlasst werden soll („Appell“, „Wozu ich dich veranlassen möchte“)
Missverständnisse und Konflikte entstehen, wenn Sender und Empfänger die vier Ebenen unterschiedlich deuten und gewichten. Es ist oft allerdings nicht einfach zu bestimmen, was normale Meinungsverschiedenheiten sind, Kommunikationsstörungen, Wahrnehmungsverzerrungen oder wann Konflikte schon in Mobbing ausgeartet sind. Denn nach dem obigen Modell nehmen Menschen Nachrichten eben mit 4 unterschiedlichen Ohren wahr. Mögliche Fragen in einem klärenden Gespräch mit Betroffenen könnten sein: Was genau ist das beobachtete Verhalten? Was ist seine/ihre Bedeutungszuschreibung des Verhaltens? Wie sehen das andere? Wie würden die das einschätzen? Was ist in der bisherigen Kommunikation schief gelaufen? Was ist die Perspektive des Mobbers? (siehe B. Migge, Handbuch Coaching & Beratung).
Konflikte frühzeitig klären und Hilfe heranziehen
Konflikte oder Mobbing am Arbeitsplatz müssen nicht zwangsläufig mit einem selbst zu tun haben. Manchmal verhalten Kollegen oder Vorgesetzte sich wirklich nicht angemessen, und es ist wichtig, sich in solchen Fällen mit allen Beteiligten zusammen zu setzen und sich eventuell auch externe Hilfe zu holen bei der Klärung zwischenmenschlicher Unstimmigkeiten (egal of beruflicher oder privater Art). Dennoch lohnt es sich oft auch, eigene Anteile am Konfliktgeschehen anzuschauen, schon alleine deshalb, weil dies einen etwas aus der Ohnmacht befreien kann. Außerdem schärft sich dadurch die persönliche Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenz, die jeder Mensch in vielen beruflichen und privaten Lebenslagen immer wieder gut gebrauchen kann.